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  • AutorenbildAndrea Hinz

Forschung JA! Tierversuche NEIN!

Knapp 2.000 AktivistInnen folgten am Samstag, den 6. Juli, dem Aufruf von SOKO Tierschutz e.V. und weiteren Tierrechtsorganisationen, um allgemein für ein Ende von Tierversuchen zu demonstrieren und gleichzeitig die Umlenkung der Gelder hin zu einer tierfreien Forschung zu fordern. Konkret vor Ort ging es um erhebliche Missstände in der Primatenhaltung und leidvolle Tierversuche am Ernst Strüngmann Institut (ESI) sowie untätige Behörden, gegen die Ärzte gegen Tierversuche e.V. (ÄgT) Strafanzeigen gestellt hat.



AktivistInnen aus ganz Deutschland sind angereist

Es ist schwülwarm, als wir mit dem Zug in Frankfurt/Main ankommen. Gewitter liegt in der Luft. Wir laufen zur Alten Oper, wo sich schon etliche Menschen versammelt haben, treffen bekannte Gesichter aus Düsseldorf von ÄgT und lernen zufällig Eden Lumaja kennen – von ihr sind die Illustrationen der Demo. SOKO Tierschutz und ÄgT haben Material dabei für alle, die noch ein Plakat tragen oder Infoflyer verteilen möchten. Auch Megaphone werden ausgegeben. Neben dem Redner-Truck steht ein großer schwarzer Flügel, an dem der Pianist Konstantin Kopenhagen das Eintreffen weiterer AktivistInnen begleitet. Später ruft er dazu auf, dass er sich mehr Musiker wünscht, die sich für Tierrechte und Veganismus stark machen. 


Licht ins Dunkel der Labore

Über 10 Jahre ist SOKO Tierschutz im Einsatz und bringt “Licht in das Dunkel der Ställe, Labore und Schlachthäuser.” So auch in das Labor des Ernst-Strüngmann-Insituts (ESI) in Frankfurt/Main. Hier wird (seit März kurz unterbrochen) an 37 Affen (Makaken und Weißbüschelaffen) sogenannte Grundlagenforschung betrieben. Laut ESI geht es um Erkenntnisse über die menschliche Kognition und das Institut kommuniziert auf seiner Website “Schutz des Tierwohls, bestmögliche Haltungsbedingungen und der verantwortliche Umgang mit den Tieren sind nicht nur ethisch betrachtet ein Muss, sie sind auch die Voraussetzung, um belastbare wissenschaftliche Daten zu erheben. Dementsprechend legt das ESI viel Wert auf hervorragende Pflege und Unterbringung der Tiere.” 

ÄgT kritisieren, dass die vom ESI angegebene Forschung, hier werden u.a. Alzheimer und Parkinson genannt, ohne jeglichen Nutzen für den erkrankten Menschen ist. Ausführliche Informationen und Versuchsdetails, findest du hier.  Zudem werden, laut ÄgT, “immer wieder erhebliche Missstände aus dem Labor gemeldet […] im Januar 2023 traten Whistleblower an ÄgT und andere Vereine heran, um auf eklatante tierschutzrechtliche Missstände am ESI hinzuweisen.”

Die von den Initiativen informierten Behörden, leiteten scheinbar keine adäquaten Schritte ein, um die Missstände zu beenden. “[…] Anfang 2024 informierten Whistleblower ÄgT über Probleme personeller Art. […] Nun fehlt es sogar an gesetzlich vorgeschriebenem, affenkundigem Personal. […] im April stellte ÄgT Strafanzeige gegen die zuständige, untätige Behörde. […] durch einen weiteren Insider wurden von SOKO Tierschutz nun Fotos an die Öffentlichkeit gebracht, die den erschütternden Alltag der im ESI gehaltenen Tiere dokumentieren.”


Redebeiträge von SOKO Tierschutz, ÄgT und anderen, helfen bei der Einordnung des Themas, der Situation im ESI, den Stand der (Tier-)Forschung in Deutschland und fordern MedienvertreterInnen auf, mehr zu hinterfragen – auch um derartige Themen stärker in die breite Öffentlichkeit zu bringen. Einige Schilderungen und dazu der Blick auf die vielen Banner und Plakate mit den geleakten Fotos machen mich traurig und Mitgefühl für diese Lebewesen steigt unmittelbar auf. Motiviert, sich für die Freiheit der Tiere im ESI und eine Forschung ohne Tierleid zu engagieren, setzen sich an die 2.000 Personen in Bewegung.


PassantInnen – von interessiert bis genervt

Es geht zunächst durch die gehobene Einkaufsstraße mit vielen Straßencafés und restaurants – eine Percussiongruppe am Anfang des Demozugs macht auf uns aufmerksam. Flyer werden entgegengenommen und teilweise direkt wieder weggeworfen. Manche schütteln den Kopf, andere lesen interessiert die Botschaften auf den großen Bannern und den vielen selbst gestalteten Plakaten. Der Regen kommt, nur kurz, die Schirme werden schnell wieder weggepackt. Immer wieder stimmt jemand die bekannten Tierrechtssprüche an und mit zügigem Schritt wird der Abstand zum ESI immer kleiner.


Was meint das ESI mit “Respekt”?

Wir nähern uns dem Ernst-Strüngmann-Institut und die Gedanken gehen zu den dort lebenden Tieren. Am Institut hängt, recht neu, wie wir erfahren, ein großes Banner auf dem in riesigen Lettern “Respekt” steht, dazu ein QR-Code der auf eine Seite mit der Überschrift “Transparenz und Respekt” führt.

In einer Pressekonferenz vom 4. Juli ist vom geschäftsführende Direktor des ESI zu lesen „Um das Gehirn zu verstehen, setzen wir ein breites Spektrum wissenschaftlicher Methoden ein […] um aber ein wirklich vollständiges Bild zu erhalten, sind auch Tierversuche notwendig.“ Hier könnte nun von allen Seiten über Fakten diskutiert werden. Doch hat der Mensch das Recht nicht-menschliche Tiere zu missbrauchen, sie ausschließlich für Forschungszwecke zu züchten?

Auf der Abschlusskundgebung möchte eine Aktivistin einen Perspektivwechsel vermitteln, indem sie eine mögliche Situation aus der Ich-Perspektive eines Versuchsaffens beschreibt und die damit verbundenen Gefühle und Bedürfnisse. Und das trifft den Punkt, um den es am Ende geht. Für jedes einzelne Versuchstier. Ein Recht auf Leben in Freiheit und Unversehrtheit.


 
Friedliche Demonstrationen, wie die Demo “Forschung JA! Tierversuche NEIN!" (#RettetGandalf), sind wichtig, um in unserer Gesellschaft Diskurse aufrechtzuerhalten, gängige Praktiken zu hinterfragen und neue Lösungen zu finden. Auch helfen sie, in einer medial fragmentieren Welt, Sichtbarkeit auf Tierrechtsthemen und speziesistisches Verhalten zu lenken.

Wenn du dich engagieren möchtest – für ein Ende der Tier-Experimente im ESI und die Rettung der betroffen Tiere, gibt es vorbereitete Briefe von ÄgT und SOKO Tierschutz, die du per E-Mail oder, noch wirkungsvoller, per Briefpost senden kannst.

Mehr zum Thema Tierversuche findest du bei ÄgT und in unserem Blog zu den Tierversuchen an der HHU in Düsseldorf. 
 




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